Er spricht die Sprache der Wirtschaft und arbeitet an einem nachhaltigen Finanzsystem: Matthias Kopp vom WWF Deutschland berät die Allianz in Umwelt- und Klimafragen.

Was haben Nashörner in Afrika, Bengaltiger in Indien und der Große Panda in Chinas Südwesten gemeinsam?
Einen engagierten Fürsprecher: den Worldwide Fund for Nature, kurz WWF. Seit 1961 arbeitet die Organisation daran, die Umweltzerstörung zu stoppen, damit Mensch und Natur in Einklang miteinander leben können. Für dieses Ziel engagieren sich derzeit über
6.000 Mitarbeiter und viele Millionen Freiwillige in mehr als 80 Ländern.
Matthias Kopp ist seit 2005 dabei. Als Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland hat er die Aufgabe, eine Brücke zwischen Ökologie und Finanzwelt zu schlagen. „Unser Planet hat natürliche Grenzen der Tragfähigkeit, und es bedarf eines nachhaltigen Wirtschaftssystems, um diese Grenzen einzuhalten. Das bedeutet vor allem, die Erderwärmung in diesem Jahrhundert auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen“, so Kopp. „Dafür ist es notwendig, dass auch die Finanzbranche ihre Verantwortung für das globale Ökosystem ernst nimmt.“
Hier wird bereits deutlich: Der WWF ist heute mehr als eine Schutzorganisation für wilde Tiere. Tiger, Panda und Co. stehen zwar weiter im Mittelpunkt vieler Initiativen, doch auch der Kampf gegen die Plastikflut in den Weltmeeren, der Klimaschutz und der Einsatz für eine nachhaltige Landwirtschaft beschäftigen die Umweltschützer intensiv. „Das Thema Nachhaltigkeit wird in fast allen Lebenslagen immer wichtiger“, erklärt Kopp. „Wir leisten unseren Beitrag, indem wir versuchen, die Gesellschaft aufzuklären und zu mobilisieren, Lösungsvorschläge zu entwickeln und Entscheidungen zu beeinflussen – und dies auf wissenschaftlich solider Grundlage.“
Der Frage, wie Anleger ihr Vermögen investieren, kommt dabei eine wichtige Steuerungsfunktion zu – denn die Investoren reden ein entscheidendes Wort mit, wenn es darum geht, ob Unternehmen nachhaltig wirtschaften oder unserer Umwelt Schaden zufügen. Dass dabei nicht nur gute Absichten, sondern vor allem faktenbasierte Entscheidungen zählen, weiß Kopp nur zu gut.
Als studierter Wirtschaftsingenieur hat er zunächst in der Unternehmensberatung von PricewaterhouseCoopers und bei IBM gearbeitet, unter anderem als Spezialist für Strom- und Gasmärkte. Die Frage nach dem Sinn seiner Arbeit führte ihn in seine neue Rolle: als Advokat des Ökosystems.
Seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 sieht der WWF-Experte eine zunehmende Dynamik in der Finanzbranche. Anleger denken vermehrt über Chancen mit grünen Anlagelösungen nach, zugleich wächst das Risikobewusstsein: „Wenn ich zum Beispiel in ein Unternehmen investiere, das nicht in der Lage ist, das Ziel der Klimaveränderung von deutlich unter 2 Grad mitzutragen, kann dies zu Politik- und Marktrisiken führen. Denn es hat Folgen für die Investitionsplanung, die Zuverlässigkeit von Finanzierungen, die Kreditrisikoprüfung und andere Themen.“
Wie die Geschäfte eines Unternehmens das globale Klimaziel beeinflussen, und wie dies wiederum auf Geschäftsmodelle wirkt, ist das Thema komplexer Szenarioanalysen. Der WWF entwickelt Kriterien und Bewertungsrahmen und ist Mitgründer der „Science Based Targets Initiative“ (SBTI), die helfen soll, globale Klimavorgaben wie die Reduzierung von CO2-Emissionen auf wissenschaftsbasierte Ziele für einzelne Unternehmen herunterzubrechen. Seit 2015 haben über 500 Unternehmen bereits derartige Ziele gesetzt oder sich zur Festlegung verpflichtet.
Zum Kreis der internationalen Klimavorreiter zählt auch die Allianz, die seit 2015 mit dem WWF zu diesen Fragen intensiv im Austausch steht. Das ist kein Zufall, wie Kopp betont: „Ich sehe verstärktes Interesse an Nachhaltigkeitsthemen in der Altersvorsorge und Versicherung. Das ist logisch, denn langfristige Vermögensanlagen unter Risikoaspekten werden besonders stark von der Entwicklung unseres Ökosystems beeinflusst. Denken Sie zum Beispiel an mögliche Schäden durch einen unkontrollierten Klimawandel, aber auch an Anlageklassen wie Infrastruktur, die von einer klimafreundlichen Wirtschaft profitieren können.“